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G. Jacobi, H. K. Biesalski, Ute Gola, J. Huber, F. Sommer (Hrsg.):
ANTI-AGING FÜR MÄNNER
Thieme-Verlag, Stuttgart-New York 2004, 304 S., 145 Abb., 90 Tab., € 59,95
ISBN 3-13-139081-6

„Anti-Aging“ – inzwischen ein Reizwort? Inflationär? In der Mode und im Marketing zum billigen Schlagwort verkommen? Kurz: nicht ernst zu nehmen?

„Anti-Aging“ - inzwischen ein Reizwort? Inflationär? In der Mode und im Marketing zum billigen Schlagwort verkommen? Kurz: nicht ernst zu nehmen?

Oder: Die seelische, psychosoziale und körperliche Chance der Zukunft? Und dies für den in der westlichen Welt am schnellsten wachsenden Teil der Bevölkerung? Und besonders wichtig für die Männer, denen immer noch nicht aufgegangen ist, dass die 6 bis 8 Lebensjahre weniger, die sie gegenüber dem weiblichen Geschlecht verkraften müssen, nicht nur genetischer Natur sind, sondern auch mit ihrer Lebensführung zu tun haben?

Was so wild ins Kraut schießt wie die Vielzahl suspekter Anti-Aging-Angebote verdient erst einmal Zurückhaltung. Dann aber gilt es den Streu vom Weizen zu trennen. Es ist nicht alles falsch, was missbraucht wird. Natürlich kann man abwarten, bis sich die Lage beruhigt und das Erhaltenswerte übrig bleibt: Was gut ist ist gut, was schlecht ist bleibt schlecht, das lässt sich nicht verheimlichen. Andererseits läuft denjenigen, die angesprochen werden sollen, die Zeit davon: „Die Sanduhr rinnt“. Fragwürdige Offerten dürfen nicht davon abhalten, wissenschaftlich Fundiertes allgemein verständlich und damit nutzbar unter die Leute zu bringen.

Leider braucht die seriöse Seite immer etwas länger, bis sie sich artikuliert. Und dann hat sie einen schlechten Stand, weil sich inzwischen so manche Fehl-Meinung, so mancher Trugschluss verfestigt hat. So auch hier. Anti-Aging muss zurück in seriöse Hände. Dann bekommt es wieder seinen angemessenen Stellenwert und kann die zu erwartenden Früchte tragen. Das setzt allerdings voraus, dass auch so mancher Arzt - in der Regel von wirtschaftlichen Überlegungen getrieben - wieder zu den fundierten Wurzeln zurückfindet. Diesen Vorwurf sollte man nicht leichtfertig abtun, er hat - leider - nicht immer Unrecht.

Aging Male - Anti-Aging - Maximizing Manhood

Da kommt zur rechten Zeit ein Buch, von drei dutzend Experten aller medizinischen Disziplinen verfasst, das in 37 Kapiteln die wichtigsten Problemkreise abhandelt, von der ästhetischen Chirurgie bis zum zellulären Altern. Ein seriöser, ein inhaltsreicher, ein praxisbezogener und damit hilfreicher Sammelband. Und was noch interessanter ist: Er betrifft ausschließlich den Mann. (Woraus dann auch gleich zwei offensichtlich marketing-gesteuerte Grenzwertigkeiten resultieren, nämlich der Untertitel: „Strategien für den ganzen Mann“, was zum einen den umfassenden Inhalt betreffen mag, zum anderen aber ein augenzwinkerndes Werbemotiv sein dürfte; und zum anderen das Umschlagfoto mit drei „Prachtskerlen“ im mittleren und fortgeschrittenen Alter in „Männer-Pose“, was den gleichen Zweck erfüllen soll - aber für ein wissenschaftliches Buch auch bei der ständigen Suche nach optischen Aufreißern für unnötiges Befremden sorgen dürfte.)

Gleich bei seinen Vormerkungen und im einleitenden Kapitel nimmt einer der Herausgeber (G. Jacobi) einige interessante Aspekte ins Visier: Die Menschen werden immer älter, sogar die Männer (mit ihrem erwähnten Rückstand). Selbst 100 Jahre garantieren keine persönliche Bürgermeister-Gratulation mehr. Zwei Dinge aber gilt es zu berücksichtigen: Erstens die einleitende Zitation: „Das Leben eines Mannes ist, wenn es gut ist, älter als er selbst“ (C. McCann). Und zweitens: Männer müssen im Älterwerden fit und im Altwerden rüstig bleiben. Denn das stützende Altenteil früherer Tage ist passé (G. Jacobi).

Wie unterscheidet sich nun das Leben jener Menschen, die im Alter von 60 bis 80 zufrieden und gesund sind von den traurigen Kranken? Die wohl älteste Studie dazu, die Harvard-Study (letzter Zwischenbericht 2002), konnte dazu eindrucksvoll zeigen, dass Menschen weitgehend selbst bestimmen, wie sie altern. Sieben zentrale Einflussgrößen sind dabei von Bedeutung:

Tabak-Abstinenz (wahrscheinlich der wichtigste Faktor), „gesundes“ Körpergewicht, wenig Alkohol, regelmäßige Bewegung, solide Partnerbeziehung, kompetenter Umgang mit Kon­flikten und Stress, gute und lange Ausbildung.

Tatsächlich richten sich immer mehr Nachdenkliche nach diesen Empfehlungen. So bleibt heute auch einem 60-Jährigen noch eine Lebenserwartung von einem Vierteljahrhundert. Und er nutzt sie mit einem wachsenden Maß an Aktivität, geistiger Leistungsfähigkeit, Beziehung zu Freunden und Bekannten, an Hobbys und anderen Interessen einschließlich „nach-beruflicher Tätigkeiten“ und Sexualität - und denkt trotzdem weitgehend gelassen über das Vergangene und das Ende, nämlich Sterben und Tod.

So ist es nicht mehr das hohe Lebensalter, sondern die hohe Lebensqualität, die als das erstrebenswerte Merkmal längeren Lebens erkannt, benannt und immer häufiger „erarbeitet“ wird. Denn je länger wir leben, umso länger sind wir auch alt. Und was früher eine zum Tode führende Krankheit war, hat die moderne Medizin nicht etwa ausgerottet, sondern oft genug zu nicht tödlichen und jetzt chronischen Krankheiten gemacht (G. Jacobi).

Ein umfassendes Informations-Angebot

Was bietet nun das vorliegende Buch „Anti-Aging für Männer“? Es beginnt mit den Grundlagen des Alterns, d.h. den Mechanismen des zellulären Alterns, erweitert durch biodemographische Fakten und ihre Folgen, und zwar unter Berücksichtigung des männlichen Geschlechts (wobei das „starke Geschlecht“ mit einem Fragezeichen versehen wurde).

Ein umfassende Sektion sind die Kapitel Ernährung als Prävention vorzeitigen Alterns, Vitamine, Phytochemicals und Mikronährstoffe (Begriffe, die sich wohl auch erst einbürgern müssen oder sollen), dann Krebs und Alterungsprozess, Adipositas (Fettsucht), oxidativer Stress, der Einfluss von körperlicher Bewegung, Diabetes u. a. Interessant und weit eingreifender als von der jüngeren Generation geahnt die altersbedingten Veränderungen der Sinnesorgane: Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken. Dazu neurodegenerative Erkrankungen (Stichwort: Alzheimer und Parkinson), Veränderungen von Muskulatur, Knochen und Stützgewebe.

Danach spezielle Alterungsprozesse: Hormonstoffwechsel, Sexualfunktion (Stichwort: erektile Dysfunktion), Psychosomatik der männlichen Sexualstörungen, Einfluss des Alters auf die männliche Fertilität, gutartige Prostata-Vergrößerung, Prostata-Krebs usw.

Dann die zwei vom derzeitigen Interessensspektrum wohl interessantesten Sektionen: 1. Allgemeine Strategien zur Altersprävention einschließlich Lifestyle und 2. praktische Anti-Aging-Konzepte. Beispiele: Männlichkeit und Altern (die traditionelle Männerrolle erschwert das Älterwerden), Männermedizin, Männersprechstunde, Ernährungsrisiken im Alter, die geistige Leistungsfähigkeit, die seelische Balance und mentale Fitness im Alter erhalten, Wellness und klassische Naturheilkunde, wie man dem Rauchen gegensteuern könnte, Alkohol-Schäden, Herz-Kreislauf-Prävention und schließlich Gesundheitsberatung, Nahrungsergänzungs- und diätetische Lebensmittel, praktische Anti-Aging-Konzepte und Fitness-Trainingsprogramme, ästhetische Chirurgie (auch ein Männerthema?) und zuletzt philosophische und psychologische Aspekte zu Anti-Aging und Glück.

Anti-Aging prägt natürlich auch die Medizin, was sich nicht nur präventiv, insbesondere psychohygienisch auszahlt. Neue Epochen stellen neue Fragen und die wollen beantwortet sein, und zwar nicht nur mit alten Erkenntnissen und überholten Regeln. Anti-Aging könnte hier ein konstruktiver Vorreiter werden, vorausgesetzt die Medizin überlässt dieses Gebiet nicht dubiosen Kreisen, zumindest nicht völlig, denn zu verhindern ist ein Wildwuchs wahrscheinlich nicht.

So bleibt für die Herausgeber der Wunsch, es möge nie zu spät sein, in ein noch längeres Leben zu investieren. Dabei schließt das einleitende Kapitel mit der leidvollen Bemerkung des berühmten Philosophen Søren Kierkegaard (der auch nicht alt geworden ist): „Der, der ich bin, grüßt den, der ich sein möchte“. Anti-Aging für Männer will, dass dieser resignative Satz für seine Leser keine Geltung haben möge. Das dürfte zutreffen, wenn es schließlich gelingt, (auch) das männliche Geschlecht zu dem notwendigen Gesundheits-Bewusstsein zu motivieren.

Nachfolgend eine modifizierte Auswahl nützlicher Zitate und interessanter Merksätze aus diesem Sammelband, der zwar überwiegend für eine ärztliche Leserschaft konzipiert ist, aber auch viele und vor allem allgemeinverständliche Anregungen enthält (VF).

Zitate und Merksätze zum Anti-Aging für Männer*

- So hat die „Aging Male-Krankheit“ den unattraktiven Terminus „climacterium virile“ abgelöst.

- Ziel ist es, dem von der WHO proklamierten (Ideal-)Begriff des „aktiven Alterns“ als „Prozess des Alterns ohne alt zu werden durch lebenslange Aufrechterhaltung der physischen, sozialen und spirituellen Aktivitäten“ näher zu kommen.

- „Nichts hat die Würde der Männlichkeit mehr ausgehöhlt als der Jugendkult, der seinen Ursprung in der Ideologie der Technik hat, in der unausgesprochenen Absicht, eine Zukunftswelt herzustellen, die sich total unter menschlicher Kontrolle befindet. Zu diesem Denken gehört es nämlich auch, dass der Tradition, dem Alter und dem Tod der Krieg erklärt wird. Außerdem beinhaltet es die unausgesprochene Annahme, dass das neueste Wissen die Weisheit der Vergangenheit für veraltet erklärt. Wir schmeicheln uns damit, dass wir das Neueste als das Größte hinstellen“ (Sam Keen, 2001).

- „Gegenüber vorherrschenden Werten wie Leistung, Effektivität, Kontrolle, Macht, Dominanz, Unabhängigkeit, Status oder Geschwindigkeit geht es um die Neubewertung von zeitlicher Dauer, Schönheit, Muße, Empfindsamkeit, Mitgefühl; und die neue Balance von Krankheit und Tod, von Kindheit und Alter, von Liebe und Abhängigkeit; um die Wiederentdeckung des Heiligen, der Mystik, oder auch des Kosmos als eines interdependenten Sinnzusammenhangs“ (H. Prömper, 2003).

- „Zum ersten Mal seit Jahrhunderten haben wir jetzt die Möglichkeit, unser Rollenkorsett von Macht, Härte, Erfolgszwang, Kontrolle und Pokerface zu lockern. Und zum zweiten: Zum ersten Mal haben wir die Möglichkeit zu sehen und zu erleben, wer wir wirklich sind. Statt uns nur von außen definieren zu lassen, also gesellschaftlichen Zwängen und ge­sellschaftlichen Erwartungen zu erliegen, fragen wir nach uns und unseren Bedürfnissen“ (W. Hollstein, 2001).

- Männer haben häufiger chronische Krankheiten, sind öfter arbeitsunfähig, haben ein geringeres Gesundheitswissen (Wahrnehmung, Verhältnis zum eigenen Körper), pflegen einen anderen Umgang mit Krankheit bzw. Lebensfreude, haben andere Formen der Konflikt- und Krisenbewältigung, nehmen seltener medizinische Vorsorgeuntersuchungen war, holen sich in Gesundheitsfragen seltener Rat bei Ärzten und anderen Therapeuten, halten weniger von alternativen „sanften“ und ganzheitlichen Behandlungsansätzen, ge­ben weniger Geld für Wellness, Gymnastik, Gesundheitsprodukte und Kuranwendungen aus, praktizieren häufiger Extremsportarten, setzen sich öfters Risiken durch Nikotin, Alkohol und falsche Ernährung aus, sind stärker suchtgefährdet und erkranken häufiger an Krebs.

Alle diese angeführten Umstände sind mitverantwortlich für die gegenüber Frauen um rund 7 Jahre kürzere Lebenserwartung.

- Eine gesunde Lebensweise einschließlich entsprechender Ernährung trägt wesentlich zu einem gesunden Altern bei. Dabei besteht Einigkeit, dass folgende Faktoren den Alterungsprozess positiv beeinflussen: nicht rauchen, regelmäßige Bewegung, ein Body Mass Index unter 25 und eine optimistische Lebenseinstellung.

- Wahrscheinlich hat keine einzelne Komponente unserer Nahrung einen so starken Einfluss auf unsere Herz-Kreislauf-Morbidität wie abdominale Adipositas (eigene Anmerkung: der „typische Kugelbauch des Mannes“).

- Das Alter ist der größte Risikofaktor für die Entstehung von Krebs. Bösartige Tumore zählen umgekehrt zu den häufigsten mit dem Alter assoziierten Erkrankungen. - Es muss damit gerechnet werden, dass in etwa 20 Jahren bei anhaltender Überalterung Krebs zur häufigsten Todesursache wird.

- Adipositas und Übergewicht beschleunigen somit die Entwicklung von Diabetes mellitus, Hypertonie (Bluthochdruck) sowie von anderen, insbesondere kardiovaskulären (Herz-Kreislauf-)Erkrankungen und stellen somit kardiovaskuläre Risikofaktoren dar. Adipositas und Übergewicht sind weiterhin per se Ursache für stressbedingte zelluläre Alterungs­vorgänge.

- Adipositas ist kein „Gewichtsproblem“, sondern Leitsymptom für einen bestimmten Lebensstil, der mit „Western Lifestyle“ umschrieben wird und für die Entwicklung in den letzten 50 Jahren in Europa und Amerika (und heute zunehmend in Asien) steht.

Dieser Lebensstil zeichnet sich u. a. aus durch abnehmende körperliche Aktivität, und zwar sowohl im Beruf als auch in der Freizeit (Motorisierung, TV, Computer), ständige Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, die zum Teil auch stark verarbeitet sind (Fastfood Convenience) und durch den Verlust traditioneller stress-reduzierender Rituale durch Veränderung der Familienstruktur.

- Adipositas allein im mittleren Lebensalter verkürzt ähnlich stark die Lebenserwartung wie Rauchen allein. Treffen beide Risikofaktoren zusammen, verdoppelt sich auch die Ver­kürzung der Lebenserwartung, und zwar unabhängig vom Body Mass Index und vom Raucherstatus im Alter zwischen 50 und 69 Jahren (nach A. Peeters, 2003).

- Wahrscheinlich ist es ratsam, wenn Übergewichtige über 70 Jahre ohne chronische Erkrankung ihr Gewicht halten. Jenseits der 85 Jahre wird alles eindeutiger. Wer mit 85 Jahren und Übergewicht noch gesund ist, scheint gefeit gegen die fatalen Folgen erhöhten Körperfetts zu sein.

- Körperliche Aktivität und Sport gehören unverzichtbar zu einem „gesunden“ Alte­rungsprozess. Sportwissenschaftler betonen, dass körperliches Training die einzige wissenschaftlich gesicherte Maßnahme ist, den altersbedingten Leistungseinbußen von Herz, Kreislauf, Atmung, Stoffwechsel, Skelett, Muskulatur und Nervensystem entgegenzuwirken.

- Die altersbedingte Makula-Degernation (krankhafte degenerative Veränderung der Netzhautmitte) ist in den Industrieländern zur häufigsten Ursache für die Verminderung der Sehleistung jenseits des 50. Lebensjahres geworden und die häufigste irrreversible (nicht mehr umkehrbare) Erblindungsursache im Alter (F.G. Holz, 2003).

- Männer erleiden meist einen stärkeren Hörverlust als Frauen, der früher beginnt und auch schneller voranschreitet. Hohe Frequenzen sind besonders betroffen.

Ein gesunder Lebensstil, d.h. ausreichend Bewegung, wenig Lärmbelastung, vernünftiges vitamin- und ballaststoffreiches Essen, wenig Alkohol und Verzicht auf Nikotin sind in jedem Alter die besten Voraussetzungen zur Verringerung von Hörschäden im Alter.

- Männer haben generell und in jedem Alter ein schlechteres Geruchsvermögen als Frauen und darüber hinaus ein zusätzlich höheres Risiko in Bezug auf den Geruchsverlust.

- Die wichtigsten neurodegernativen Erkrankungen des Zentralen Nervenssystems sind die Alzheimer- und die Parkinson-Krankheit. Sie beginnen durchweg im Alter (50 bis 75 Jahre), sind fortschreitend und führen nach 5 bis 10 bzw. 10 bis 25 Jahren zum Tode.

- Risikofaktoren einer Alzheimer-Demenz sind Alter, familiäre Belastung, Apolipoprotein E4, Bluthochdruck, Diabetes, Nikotinabusus, Hypercholesterinämie, weibliches Geschlecht (Hormonmangel) und Schädelhirntrauma.

- In letzten Jahren ist die Problematik der Osteoporose auch bei Männern in den Vordergrund gerückt. Lange Zeit wurde diese Erkrankung als reine Frauen-Angelegenheit angesehen.

- Präventive Interventionen beim älter werdenden Mann: Gewichtsreduktion, Ernährungsoptimierung (hypokalorisch, fettmodifiziert), Steigerung der körperlichen Fitness (Ausdauertraining, gezielter Muskelaufbau), Vermeiden von Umweltnoxen (Rauchen, Alkohol, Ozon, Toxine, Elektrosmog u. a.), Verbesserung der „Schlafhygiene“ (Schlaf insbesondere zwischen 23.00 und 3.00 Uhr), Verbesserung der Stressbewältigung (Entspannungstechniken lernen), Verbesserung der „Psychohygiene“ und stabile Beziehungen zu Mitmenschen, Behandlung von Risikofaktoren, Ausgleich von Defiziten bei Hormonen, Vitaminen und Spurenelementen (falls wirklich nachweisbar).

- Männer merken, dass es neben Beruf und Karriere noch andere Lebensziele gibt. Damit werden sie vielseitiger, flexibler und ausgeglichener. Das genau sind auch die wichtigen Qualitäten für ein gutes Altern (I. Fooken, 1986).

- AMS-Fragebogen (Aging Male Symptoms Scale): Verschlechterung des allgemeinen Wohlbefindens (Gesundheitszustand, subjektives Gesundheitsempfinden), Gelenk- und Muskelbeschwerden (Kreuz-, Gelenk-, Glieder- und Rückenschmerzen), starkes Schwit­zen (unerwartete/plötzliche Schweißausbrüche, Hitzewallungen unabhängig von Belas­tung), Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen, zu frühes und müdes Aufwa­chen, schlechtes Schlafen, Schlaflosigkeit), erhöhtes Schlafbedürfnis, häufig müde, Reizbarkeit (Aggressivität, durch Kleinigkeiten schnell aufgebracht, missgestimmt), Nervosität (innere Anspannung, innere Unruhe, nicht stillsitzen können), Ängstlichkeit (Panik), körperliche Erschöpfung bzw. Nachlassen der Tatkraft (allgemeine Leistungsminderung, Abnahme der Aktivität, fehlender Lust zu Unternehmungen, Gefühl, weniger zu schaffen, zu erreichen, sich antreiben müssen, etwas zu unternehmen), Abnahme der Muskelkraft (Schwächegefühl), depressive Verstimmungen (mutlos, traurig, weinerlich, antriebslos, Stimmungsschwankungen, Gefühl der Sinnlosigkeit), Gefühl, den Höhepunkt des Lebens überschritten zu haben, Entmutigung fühlen, Totpunkt erreicht, verminderter Bartwuchs, nachlassende Potenz, Abnahme der Anzahl morgendliche Erektionen, Abnahme der Libido (Spaß am Sex, Lust auf Sexualverkehr) u. a.

- Die für das höhere Alter empfohlene eingeschränkte Nahrungsaufnahme muss mit einem höheren Mikronährstoffgehalt der Nahrung begegnet werden, um die empfohlenen Vitamin- und Mineralstoffzufuhren zu erreichen. Denn: Ältere Menschen sind nicht bloß ältere Versionen jüngerer Erwachsener. Sie haben viel mehr einzigartige metabolische (Stoffwechsel-)Charakteristika, die die Ernährungswissenschaft gerade genauer zu definieren beginnt.

- Es kommt mit zunehmendem Lebensalter nicht zu generellem und linearem kognitivem (intellektuellem) Abbau. Teilfunktionen von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Arbeits­geschwindigkeit nehmen allmählich ab. Andere Teilfunktionen (Wissen, sprachliches Verstehen) können bei fortgesetzter geistiger Aktivität zunehmen und für die Kompensation eingeschränkter Funktionen hilfreich sein.

- Die Hauptmerkmale einer leichten kognitiven Störung sind Klagen über Gedächtnisstörung, Vergesslichkeit, Lern- oder Konzentrationsschwierigkeiten (nach ICD-10).

- Ob kognitive Einbußen für die Leistungsfähigkeit im Beruf und Alltag bedeutsam werden, hängt wesentlich von den gestellten Anforderungen ab. Auch geringgradige kognitive Einbußen können die berufliche Leistungsfähigkeit deutlich beeinträchtigen. Beispiel: Neu eingeführte Computer am Arbeitsplatz, die die erwähnten alterssensitiven Funktionen erfordern (z. B. Doppelaufgaben). Fehlverarbeitung von Belastungen und Depressi­onen verschlimmern diese kognitiven Beeinträchtigungen.

- „Wellness ist das Ergebnis einer harmonischen Wechselbeziehung von Körper, Geist und Seele innerhalb des privaten, gesellschaftlichen sowie natürlichen Umfeldes“ (Deutscher Wellness-Verband / Europäische Wellness-Union). Beispiele für Wellness-Aktivitäten: alle Arten von Bad, Sauna; Sport und andere körperliche Aktivitäten; „Körpergeschenke“ (Kosmetik, Maniküre, Pediküre, Massage, äußere Reinigung in der Ajurverda); östliche Traditionen (Tai-Chi, Qi-Gong u. a.); Aktivurlaub, Urlaub in Heilbädern und Kurorten, Ferien zum Faulenzen, Kultur-Urlaub.

- Naturheilverfahren in der Anti-Aging-Medizin: Balneotherapie (Heilquellen, Trinken, Inhalieren, Sole, Moore, Schlicke, Erden), Hydrotherapie (Bäder, Güsse, Wickel, Packungen, Auflagen), Bewegung (Sport, Dauertraining, Gymnastik, manuelle Techniken), Ernährung (Umstimmung, Trennkost, Rohkost, Fasten), Diät, Vollwertkost, Phytotherapie (Schnittstelle Kräuterkunde/Pharmakognosie/Pharmakologie), Ordnungstherapie (Gesundheitstraining, Psychohygiene, Selbstkompetenz), Klima (Reizklima Meer/Gebirge, Temperatur, Strahlung, Luftdruck) u. a.

- Im Durchschnitt verlieren Raucher, die im mittleren Lebensabschnitt versterben, 22 Jahre ihres Lebens. Das gesundheitliche Risiko verringert sich praktisch mit jeder Zigarette, die nicht geraucht wird.

- In Deutschland betreiben 9,3 Millionen Menschen zwischen 18 und 69 Jahren einen riskanten Alkoholkonsum. 2,7 Millionen Erwachsene weisen alkohol-assoziierte Organschäden auf. 1,6 Millionen sind alkoholabhängig.

Für den gesunden Mann wird die Schwellendosis bei 20g Alkohol pro Tag und für die gesunde Frau bei 10g pro Tag festgelegt (Bundesministerium für Gesundheit, 2000). Im Alter hingegen muss noch von einer weit niedrigeren toxischen Grenze ausgegangen werden.

Regelmäßiges Alkoholtrinken ruft eine Reihe von körperlichen und psychosozialen Veränderungen hervor, die insbesondere bei Männern einem gesunden Älterwerden zuwiderlaufen. Beispiele: lebensverkürzende Erkrankungen des Magen-Darm-Trakt mit Leber und Pankreas (Bauchspeicheldrüse), des Energiestoffwechsels (Glucose, Fette), des Herz-Kreislauf-Systems, des Immun-(Abwehr-)Systems, durch Förderung von Krebs sowie allen Sucht-Konsequenzen mit ihren psychosozialen Auswirkungen.

- Bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die familiäre Disposition ein wesentlicher kardiovaskulärer Risikofaktor. Bei einer positiven Familien-Anamnese (erbliche Belastung) empfiehlt sich eine intensive Risikoabklärung und eine primäre Prävention (Vorbeugung).

- „Nahrungsergänzungsmittel“ sind Lebensmittel, die dazu bestimmt sind, die normale Ernährung zu ergänzen und die aus Einfach- oder Mehrfachkonzentraten von Nährstof­fen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung bestehen und in dosierter Form in der Verkehr gebracht werden (…) zur Aufnahme in angemessenen kleinen Mengen. Beispiele: Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Pseudovitamine und Vitalstoffe, Antioxidanzien, Aminosäuren, „Vitalstoffe“ (z. B. Le­cithine, Bierhefen, Gelee Royale), sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, natürliche Öle, Bal­laststoffe, organische und anorganische Naturstoffe, pflanzliche Extrakte, Enzyme u. a.

- Bewegungstipps für Menschen mit wenig Zeit: Kniebeugen am Morgen während dem Zähneputzen, Treppensteigen anstatt Aufzug fahren, kurze Distanzen lieber zu Fuß oder mit dem Fahrrad, Parkplatz nicht in unmittelbarer Nähe zum Zielort, Mittagspause in frischer Luft, Dehnungs- und Entspannungsübungen im Büro, hin und wieder Gesäßmuskeln im Bürosessel kontrahieren, Wartezeiten durch kleines Muskeltraining (Muskelpartien anspannen) überbrücken, auf Dienstreisen den Pool nutzen u.a.m.

- Glück hat man nicht nur, Glück kann man erlernen, machen, sich holen, abholen (…) Ein Glücksgenerator ersten Ranges ist das Erzeugen von Flow, das sich tiefe, motivierte und unbefangene Hingeben in eine Tätigkeit im Beruf, in der Freizeit, in einem Hobby (…) Glückliche Menschen haben Sozialkompetenz. Das sich positive Einbringen in Gemeinschaften und vielleicht sogar in das Gemeinwesen kann Glücksempfinden steigern. Andererseits sind glückliche Menschen eher bereit, sich sozial zu engagieren. Glück wirkt gesundheitsfördernd, lebensverlängernd und ist ein Anti-Aging-Faktor erster Ordnung.

* Zitate und Merksätze aus G. Jacobi et al. (Hrsg.): Anti-Aging für Männer. Thieme-Verlag, Stuttgart-New York 2004, modifizierter Auszug

Bei allen Ausführungen handelt es sich um allgemeine Hinweise.
Bei persönlichen Anliegen fragen Sie bitte Ihren Arzt.
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